Schlaflose Nacht...

Veröffentlicht auf von Karoma

Eine ganze Weile verweilte sie nun schon hier auf der Kante des Bettes, hinter sich Barevio der fest schlief. Er hatte schon geschlafen, als sie das Zimmer betreten hatte, nicht gemerkt wie sie sich von einer Seite auf die andere drehte, in dem Versuch endlich in den Schlaf zu finden. Ob es nun die Gedanken um die ihr bevorstehenden Aufgaben, die Reaktion Barevios darauf, dass sie in nächster Zeit häufiger fort muss oder ob es etwas gänzlich anderes war, was sie vom Schlafen abhielt, wusste sie nicht. So zog sie ihre Schuhe wieder an, band sich ihr Kopftuch um und verließ das Zimmer auf leisen Sohlen.

„Du findest wohl auch wieder nicht in den Schlaf, Amsi?“

„Irgendwer muss so Nachtschwärmer wie dich ja mit Wein versorgen.“, schmunzelte ihr die Wirtin entgegen und stellte ihr sogleich einen Kelch Klamathwein auf den Tresen.

„Kennst mich schon zu gut, hm?“, grinste Karoma sie an und prostete ihr zu.

„Ist ja auch ne ganze Weile die du hier schon ein- und ausgehst.“

„Gibst mir denn auch noch nen Teller Trauben?“, schmunzelte Karoma und legte einige Münzen auf den Tresen.

Die Wirtin machte sich gleich daran, Trauben auf den Teller zu legen und als sie selbigen auf den Tresen stellen wollte, griff eine Hand nach dem Teller, ehe Karoma reagieren konnte. Sie blinzelte und der Maskierte, der aus dem Nichts aufgetaucht war, verschwand mit dem Teller im Schankraum.

„Heeee…!“, rief sie ihm hinterher und folgte ihm flinken Fußes, Amsi und den Wein kommentarlos am Tresen zurücklassend.

Der Maskierte ließ sich in der hinteren Nische nieder, stellte den Teller neben sich und klopfte einladend auf die Kissen, während er Karoma betrachtete.

„Schon klar.. erst klaust mir den Teller und nu setz ich mich zu dir als wäre nichts.“

Mit gezieltem Schritt ging sie zu seiner linken Seite, beugte sich runter, um den Teller aufzunehmen. Er sah sie lächelnd an und griff nach ihrem Handgelenk, deutete erneut auf die Kissen.

„Setz dich… ich möchte mich entschuldigen…“

„Ahja…“, sie nahm den Teller und setzte sich auf die andere Seite der Nische, ihm gegenüber. Er nickte nur.

„Und was versprichst dir davon?“

Er blickte sie an und richtete seinen Kragen, schmunzelte. „Ich vergesse es eh bald, also ist es mir egal…“

Karoma erwiderte seinen Blick nicht und sah zu dem Traubenteller vor sich.  Sie hob eine Braue.

„Du vergisst es eh bald wieder? Gut, dass es allen anderen gut in Erinnerung bleibt, was du hier in letzter Zeit so getrieben hast…“

„Das hoff ich doch…“, lächelte er sie an. „Es reicht, wenn ich meine Erinnerung verliere…“
„Du willst mir nu also ernsthaft erzählen, dass du hier irgendne Kamalscheiße baust und dann einfach so vergisst?“ Sie musste unweigerlich grinsen. „Schon klar.“

„Ich werde ein Mensch… Amantra hilft mir dabei…“, nickte er ihr zu. „Variante zwei ist, Nedima tötet mich…“ Er senkte seinen Blick zum Boden.

„En Mensch? Ahja… und als was bezeichnest dich jetzt?“

Er schwenkte leicht den Kopf und schnurrte leise. „Ein Tier…“

„Wohl eher einer, der zuviel von der stygischen Sonne abbekommen hat… da gefällt mir Variante zwei schon fast besser…“

„Vorurteile… eine Schwäche der Menschen…“, entgegnete er ihr.

„Vorurteile? Is wohl eher ne Tatsache, dass du fast ganz Khemi in den Wahnsinn getrieben hast… Barevio ausgenutzt hast und was weiß ich nicht noch alles oder?“ Karoma nahm sich knurrend einige Trauben vom Teller.

„Das gefällt dir…“, sprach er, während er sich über seine Maske strich.

Sie hob eine Braue. „Was gefällt mir?“

„Das ich ganz Khemi in den Wahnsinn treibe…“, schmunzelte er.

„Das gefällt mir nich so wirklich.. die sind hier eh zumeist schon ziemlich wirr und du hast es noch schlimmer gemacht…“
Er spielte an seinem Eckzahn. „Zu dir war ich doch nett…“

„Bis auf die Tatsache, dass du mir gedroht hast und Barevio fast in die Verzweiflung getrieben hast… von diesem ständigen plötzlichen Auftauchen und Verschwinden, will ich erst gar nicht anfangen.“

Sie nahm sich eine weitere Traube vom Teller und blickte weiter auf selbigen.

„Du magst mich also nicht… schade…“ Mit diesen Worten verschwand er genauso plötzlich wie er auftauchte. Auf der anderen Seite des Schankraumes schrie jemand nach der Bedienung, dass seine Flasche leer sei.

„Verdammte Scheiße, du sollst das lassen!“, schrie sie dem Maskierten hinterher und knurrte.

„na gut…“, erklang es um die Ecke, zu der sie sogleich ihren Blick richtete.

„Bist ja weit gekommen…“

„Du fesselst mich…“, erwiderte er.

„Wo bleibt der Wein?“ schrie die Frau auf der anderen Seite.

„Hier ist dein Wein… komm her…“, schrie der Maskierte hinüber.

„Nu spinnst ganz, hm?“ Sie hob eine Braue. „Ich fessel dich…“, sprach sie den Kopf schüttelnd zu sich.

„Manchmal..“, kicherte er seltsam.

Karoma nahm sich eine Hand voll Trauben und lehnte sich zurück, ihren Blick richtete sie zur Decke.

„Glaubst wirklich, dass du dir so Freunde machst?“

Wieder verschwand er im nichts, saß plötzlich neben ihr. Karoma knurrte.

„Bekomm ich eine Traube?“, fragte er sie.

„Steht da…“ Sie deutete auf den Teller vor sich ohne den Blick von der Decke zu wenden. „Verschluck dich nich, is schon so manch einer dran erstickt.“, entgegnete sie ihm trocken.

„Du würdest mich retten…“, sagte er, während er sich eine Traube aus ihrer Hand nahm.

„Kannst es ja drauf ankommen lassen… ich geh mir derweil nen Wein holen… lass mir auch Zeit…“

„Autsch…“

„Was? Keine Lust zu ersticken?“ Demonstrativ hielt sie ihm eine Traube hin. „Bist dir doch so sicher, dass ich dich rette.“
Er nahm die Traube und sah sie an. „Warum bist du so gemein? Hast du Angst?“ Er erhob sich langsam, griff unter seinen Überhang und hielt nach einigen schnellen Handgriffen einen Bogen in der Hand, steckte die Weintraube auf die Pfeilspitze.

„Angst ist nur ein Gefühl, das dich deiner Kräfte beraubt und dich betäubt…“ Sie blickte mit gehobener Braue zu ihm und dem Bogen, er schoss und ihr Blick folgte dem Pfeil.

„Jetzt hat sie ihren Wein…“

Karoma grinste schief und nahm sich noch eine Traube, die sie sogleich in ihrem Mund verschwinden ließ.

„Pass auf, dass sie dir den Wein nich ma mitm Dolch serviert…“

„Ich bin eigentlich nett…“, nickte er lächelnd.

„Wenne mit dir allein bist oder wann?“

„Natürlich.. Und du? Wann bist du nett?“ Er sah zu der Treppe hinüber. „Gestern klang es sehr nett aus dem Zimmer…“ Er lächelte sie fies an.

Sie verengte die Augen. „Ich glaub das geht dich ma gar nichts an.“

„Ich weiß…“, schmunzelte er.

„Du willst mich davon überzeugen, dass du nett bist, dass du dich änderst und dich entschuldigen willst… gleichzeitig erzählst mir dasse an unserer Tür lungerst… hm… was passt da nu nich?“

„Wie soll ich die Menschen sonst verstehen… wenn ich sie nicht beobachte?“
„Schnauze aufmachen und fragen… außerdem laufen auf der Straße genug Leute herum, die du beobachten kannst…“

„Gut…“ Er erhob sich wieder und ging langsam Richtung Ausgang. „Danke für den Tipp…“

„Aye.. und Vorsicht mit den Dolchen…“ Sie nahm sich erneut eine Traube ohne ihm nachzublicken.

„und du gib… acht… in der Nacht… Es schleichen komische Gestalten durch die Gegend…“

Er hauchte ihr noch einen Luftkuss zu und verschwand dann im Nichts.

Karoma ballte die Faust und starrte zu dem Traubenteller vor sich.

 

Eine ganze Weile saß sie dort, erhob sich dann, um zum Hafen zu gehen, Schlaf würde sie heute wohl nicht mehr finden. Vielleicht waren die ersten Fischlieferungen ja schon da und sie konnte mithelfen bei dem Schleppen der Kisten. Odion war noch nicht da und in dem sie sich abwenden wollte, schnellte ein Pfeil an ihrem Gesicht vorbei in die Wand. Sie blickte von dem Pfeil hinüber zu dem Schützen, dem maskierten Schützen.

„Zügel deinen Zorn… Seine Zeit wird kommen…“, sprach sie leise zu sich, nahm den Pfeil und ging zu dem Maskierten. Sie schmiss ihm den Pfeil vor die Füße und wendete sich sogleich knurrend wieder ab. Mit jedem ziellosen Schritt, den sie nun tat, stieg ihr Zorn ein Stück mehr, sie spürte wie die Flammen anfingen zu toben.

„Was auch immer passiert… lass es nicht hier in Khemi passieren.“, hallten ihr Barevios Worte durch den Kopf. Sie griff zu ihrer Tasche und zog eine kleine Phiole hervor, nickte sich selbst zu. „Nicht hier…“ Mit diesen Worten im Kopf machte sie sich auch den Weg zum Karpfen. Dort angekommen ließ sie sich vom Wirt einen Kelch Wein geben und zog sich in die hinterste Nische zurück. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das eben Geschehene und Gesagte, mehr unbedacht ließ sie den gelben Lotus, bis zum letzten Tropfen, aus der Phiole in den Weinkelch fließen, griff dann zu selbigen und leerte ihn in einem Zug, ohne auch nur im geringsten das Gesicht zu verziehen. Wieder ballte sie die Fäuste und starrte zu der kleinen Flamme der Kerze, vor sich auf dem Tisch.

Die Wirkung des Lotus ließ nicht lang auf sich warten und so fiel sie schnell in einen tiefen Schlaf, nicht mehr realisierend, dass der Maskierte sie entdeckt hatte.

 

Fortsetzung folgt…

Veröffentlicht in Karoma [RP]

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post