Nur ein Stein - Kapitel III.

Veröffentlicht auf von Karoma

Die Kriegerin lässt ihre linke Hand über das hochgewachsene Gras gleiten, während sie sich langsam zurück zum Dorfplatz begibt. Eine rote Wiesenblume verfängt sich zwischen ihren Fingern. Sie hält kurz inne, umschließt den Stengel der Blume mit zwei Fingern, durchtrennt ihn durch leichtes ziehen und betrachtet die Blume auf ihrem Weg zum Dorfplatz.

Kurz vor dem Baum bleibt sie stehen und mustert eine Leiche vor sich. Ein vielleicht zweiundzwanzig Sommer alter Bursche, in seiner Rechten ein großer Zweihänder, blutverschmiert und der Griff noch immer fest umschlossen von seiner starken Hand. Ihr Blick richtet sich auf seine Brust, eine starke Männerbrust, muskulös und durch Kämpfe gestählert, eine Blutlache, die aus einer Wunde trieft, bedeckt sie. Durch den nächtlichen und überraschenden Einfall des Trupps unter Hauptmann Tiberius, scheint der Bursche nicht mal die Zeit gehabt zu haben sich zu rüsten, da nur ein leichtes Hemd seiner Brust Schutz bot. Seinen entschlossenen Blick noch immer vor Augen, wendet sich die Kriegerin von ihm ab. „Auch du hast bis zum letzten gekämpft.“, spricht sie leise, mit einer ungewöhnlich rauen Stimme, geht dann zu dem Baum und hebt ihr Schwert auf. Die Rote Blume legt sie in ihren Helm, das Schwert stößt sie vor sich in den Boden und lehnt sich zurück an den Baum. Ihre rechte Hand spielt eher unbewusst mit dem Stein, Lichtstrahlen, die hin und wieder durch das Blätterdach fallen, schenken dem Stein einen bläulichen Schimmer.

„Muss sie denn wirklich überall mit hin?“ Die kindliche Jungenstimme wirkt sichtlich entnervt.

Die leblosen Körper und das Blut schwinden vor den Augen der Kriegerin, munteres Treiben erhebt sich. Der Dorfköter jagt den Hühnern nach, eine alte Frau sitzt vor einer Hütte und scheint zu ruhen, die Sonne scheint durch einen leichten Schleier von Wolken. Der Blick der Kriegerin fällt auf einen etwa zehn Sommer alten Burschen, mit mittelbraunem kurzem Haar, ihm gegenüber ein recht burschenhaftes Mädchen, vielleicht ein oder zwei Sommer jünger, mit einem kleinen Holzschwert an ihrer Seite. Um die Beiden herum hüpft stetig ein kleines Mädchen, vielleicht vier Sommer, kleine Zöpfe sind ihr in ihr mittelblondes Haar geflochten. „Nevio und Lena sind ein schönes Paar, sie streiten sich und glauben, das alles sei nicht wahr.“ Das Mädchen singt, lacht und hüpft weiter um die Beiden herum, kreist ab und an mit ihren Armen. „Lira, nun lass die Beiden endlich. Komm zu mir, ich erzähl dir eine Geschichte.“, ruft die Alte vor der Hütte mit einem mütterlichen Ton in der Stimme. Lira hält inne und stellt sich an Ralena's Seite, blickt dann still, zwischen Nevio und ihr, hin und her.
„Sie nervt, Lena! Wegen ihr können wir nichts machen.“ Nevio blickt zu Lira und zeigt mit einem Finger auf sie. „Wegen ihr können wir nicht einmal zum Fluss fischen, weil sie könnt ja reinfallen.“ Noch während die Worte über seine Lippen kommen, macht Lira einen flinken Schritt auf ihn zu und beißt ihm frech in den gestreckten Finger, sucht dann schnell Schutz hinter Ralena's Beinen.
„Ahh.. du Kröte! Warte ab wenn ich dich erwisch!“, brüllt er gen Lira, versucht sie zu greifen. Ralena legt ihm die flache rechte Hand auf die Brust und stößt ihn zurück. „Wenn du dich prügeln willst, dann mit mir, Nevio. Aber Finger weg von Lira.“, fährt sie ihn fast knurrend an, der Blick ihrer eisblauen Augen wirkt sichtlich erzürnt. „Wo ich bin ist Lira, wo Lira ist, bin ich. Lern es endlich! Wenn du sie nicht dabei haben willst, geh mit den anderen oder mach alleine was.“ „Du weißt genau, dass ich ebenso wenig wie du mit den Großen mit darf. Dann geh ich eben allein. Werd doch glücklich mit deiner Kröte!“ Trotzig wendet er sich um und steckt sich den Zeigefinger, in den Lira eben gebissen hat, in den Mund. Lira linst an den Beinen ihrer Schwester vorbei und streckt ihm die Zunge raus, blickt dann zu Ralena auf. „Beschützt du mich vor den Strohmonstern, wnn ich das Pferd streichel?“ Ralena blickt Nevio einen Moment lang nach, greift dann Liras Hand und schmunzelt. „Sicher, ich kann ja nicht zulassen, dass sie meine kleine Schwester fressen.“ „Fressen?“ Lira blickt nun ängstlich zu Ralena auf. „Gleich nachdem sie dich gepieckst und gekitzelt haben.“ Gleichzeitig stubst Ralena Lira sacht in die Seite, kitzelt sie leicht. Lira quieckt kurz kindlich auf und rennt dann schreien in Richtung des Unterstandes, der vielleicht Platz für zwei Pferde bietet, zur Zeit aber nur eines beherrbergt. „Wahh.. sie fressen mich.“ Ralena eilt ihrer Schwester lachend nach und nimmt das kleine Holzschwert von ihrer Seite.

Die Kriegerin schmunzelt herzlich, schüttelt leicht den Kopf und blick den beiden Mädchen nach. Dann wendet sie ihren Blick in die Richtung in die der Junge verschwand. Schemenhaft sie sie ihn am Rande des Dorfplatzes stehen, zu seinen Füßen, leblose Körper. Er verschränkt schmollen die Arme vor der Brust und blickt zu dem Unterstand, an dem die Schwestern am herum toben sind. „Irgendwann krieg' ich dich ja doch, Kröte.“, ruft er quer über den Platz. Die Kriegerin reibt sich kurz über den Nasenrücken, Nevios Gestalt schwindet gänzlich.

Veröffentlicht in Ralena [RP]

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