Söldnerleben...

Veröffentlicht auf von Karoma

Der Mond stand wie eine riesige leuchtende Scheibe hinter dem Heiligtum, gab den alten Ruinen, den untoten Bewohnern zum Trotz, etwas Majestätisches. Es war eine außergewöhnlich klare Nacht und nur vereinzelt bildeten sich kleine Nebelfelder in den Senken zwischen den Hügeln, die von den umherstreifenden Wolfsrudeln zerrissen wurden. In der Ferne hörte man die Schreie der Dunkelbestien, das Jaulen einzelner Wölfe, die anscheinend zur Jagd riefen, ab und an der Ruf einer Eule. Eben eine Nacht in den wilden Landen von Zelata.

Um ganz Tesso herum waren Fackeln entzündet um die umherstreifenden Dunkelbestien fern zu halten. Die Bewohner selbst hatten sich in ihre Häuser und Zelte zurückgezogen. Ob sie hier wirklich schlafen konnten? Vielleicht hatten sie sich an die Angst hier gewöhnt, fühlten sich sicher mit den wenigen Wachen die hier patrouillierten.

Unweit von Tesso war auf einer Anhöhe der Schein eines kleinen Lagerfeuers zu erspähen. An dem Feuer saß eine Person, in Rüstung gekleidet, daneben, im Schatten des Feuers, ein Zweihänder und ein Helm, was darauf schließen ließ, das die Person ein Soldat oder eine Wache ist. Das mittellange, fast schwarz und wild wirkende Haar fiel der Person ins Gesicht und ließ selbiges, im Zutun der Schatten des Feuers, nur schwer erkennen.

Ein kurzes elendiges Quieken unterbrach das gleichmäßige Knistern des Feuers, die Eule unterbrach ihr Rufen und ein Spritzer Blut sprang von der mit dem Dolch aufgespießten Ratte hinüber an das Bein der Person, die den Dolch mit festem Griff festhielt.

„Ratten… hab gleich gesagt, dass du das Weite suchen sollst.“, murrte die Frau und zog den Dolch, mitsamt Ratte, aus der Erde. Das Blut der Ratte lief den Dolch hinunter über ihre Hand. Unsanft zog sie das tote Tier von der Klinge und warf es in das Feuer, dessen Flammen das Rattenfleisch sogleich verschlungen. Das Geräusch von schmorendem Fleisch unterlegte nun das gleichmäßige Knistern des Feuers und der Geruch von verbranntem Fleisch stieg auf.  Mit zwei Fingern wischte die Frau das Blut von der kurzen Klinge und steckte den Dolch wieder in den Schaft an ihrem Stiefel, aus dem sie ihn eben mit einem geschickten Griff hervorgeholt hatte.

Sie strich sich die Haare mit einem Finger hinter das Ohr, wodurch das Gesicht nun besser zu erkennen war. Die linke Gesichtshälfte war geziert von einer langen Narbe, die bis über ihr Auge ragte. Die ausgefransten Ränder der Narbe schienen von mangelnder Wundversorgung oder gar Wundbrand zu zollen. Ihr Gesicht ohne jede Regung, nahezu erbarmungslos und mit ihren tiefblauen Augen blickte sie ruhig und aufmerksam umher.

Leise Schritte waren hinter ihr zu hören, lediglich ihre rechte Hand regte sich in Richtung des Zweihänders und umschlang dessen Griff. Ihr Blick war nun starr auf das Feuer gerichtet. Mit einem Ruck sprang sie auf, zog den Zweihänder mit Schwung mit sich, man hörte gerade zu wie er die Luft durchschnitt. Geschickt griff sie auch mit der linken Hand nach dem Schwert, hob es in die Luft und ließ es sogleich hinunterjagen. Entsetzen machte sich im Gesicht ihres Gegenübers breit und lag auch noch Minuten später auf seinen Zügen. Sie nahm das Schwert wieder herunter, nachdem sie es eine Weile an seiner Schulter hatte ruhen lassen, stemmte es in den Boden und lehnte sich, mit leicht gehobener Braue und einem Schmunzeln auf den Lippen, darauf.

Ihr Gegenüber haderte mit sich, die Blässe des Entsetzens wich langsam der Zornesröte und die Lippen des Mannes bebten vor Wut.

„Ihr hättet mir den Arm abschlagen können!“, sprach er, sichtlich angestrengt nicht zu schreien.

„Stimmt, hätte ich. Habe ich aber nicht. Habe ja gesehen, dass Ihr es seid, Hauptmann.“

„Wollt Ihr mir etwa sagen, dass Ihr Augen im Hinterkopf habt?“

Sie strich sich mit einer Hand über den Hinterkopf, glitt mit ihrer Hand dann zu ihrem Nacken und rieb über Selbigen, schmunzelnd schüttelte sie den Kopf.

„Wie es scheint noch nicht Hauptmann. Aber meine Augen sind gut und meine Schwertführung kontrolliert.“

„Ihr hättet mich fast umgebracht!“

„Nein. Dann hätte ich das Schwert in Richtung Eures Halses gezogen und Euch den Kopf vom Halse getrennt. Aber was bringt mir ein toter Streuner, wenn er mir nicht mehr sagen kann was er gesucht hat oder wer ihn herschickte? Dann doch erst einmal kampfunfähig machen, Köpfe können später ja noch immer rollen.“

„Ihr scheint zu wissen was Ihr tut.“

Langsam beruhigte sich der Hauptmann und betrachtete die hochgewachsene Aquilonierin, die ihm, während sie sich gerade aufrichtete und das Schwert aus dem Boden zog, zunickte.

„Seid Ihr im Trinken ebenso trainiert wie im Kampf?“, grinste er.

„Kommt immer darauf an, ob ich den Met und den Rum selber zahlen muss, Hauptmann.“, zwinkerte sie ihm zu und wandte sich wieder in Richtung des Lagerfeuers.

„Ihr entschuldigt, Hauptmann? Die Nacht ist noch nicht vorbei und mein Auftrag somit noch nicht erledigt. Sie setzte sich wieder an denselben Platz wie zuvor, den Zweihänder in Armeslänge platziert.

„Warum habt Ihr auf meine rechte Schulter gezielt?“, fragte der Hauptmann und drehte sich schon ab zum gehen.

„Ihr tragt Euer Schwert zur Linken, demnach ist der rechte Arm Euer Waffenarm. Aber das solltet Ihr als Hauptmann doch wissen oder soll ich Euch im Morgengrauen unterrichten?“ Ihr Blick streifte währenddessen aufmerksam über das weitläufige Gebiet.

„Höflich, schlagfertig, brutal, jeden Silberling.“, sprach er, wohl etwas lauter als beabsichtigt.

„Dann kann ich Morgen ja auf den ein oder anderen Silberling mehr von Euch hoffen.“, schmunzelte sie und blickte dem knurrenden Hauptmann hinterher, der sich auf den Weg zum nächsten Wachposten machte.

Die Stunden der Nacht schritten voran, der Mond folgte weiter seinem Pfad und stand nun hoch am Himmel. Vereinzelte Schleierwolken wurden von dem milden Wind vorangetrieben und warfen durch den hellen Schein des Mondes leichte Schatten, die geisterhaft über das Land zogen. Die Frau griff zu ihrer Tasche und zog ein in Leinen geschlagenes Paket hervor, dass sie sich auf ihre Linke Hand legte und es dann öffnete. Ehe sie ein Stück von dem getrockneten Fleisch abriss, griff sie noch einmal zu der Tasche und zog einen Trinkschlauch hervor. Ihr Blick wanderte auch weiter aufmerksam durch die Nacht, während sie auf dem zähen Fleisch herum kaute. Nach einem kräftigen Schluck aus dem Trinkschlauch streckte sie ihre Beine kurz von sich und blickte sich nach den anderen Wachfeuern um, die in regelmäßigen Abständen auf den Anhöhen rund um Tesso platziert waren. Der Hauptmann hoffte so die Angreifer der letzten Nächte davon Abhalten zu können, erneut in Tesso einzufallen. Er hatte einige Söldner damit beauftragt, die hiesigen Wachen zu unterstützen.

Das Wachfeuer auf der Anhöhe in der Nähe des Hafens brannte nicht mehr.

 

Fortsetzung folgt…

Veröffentlicht in Allgemein [RP]

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