Ketten

Veröffentlicht auf von Karoma

"Geschmiedet im Feuer, doch nicht geschaffen die Flammen zu fesseln."      


Karoma nickte Bateikum, dem Wirt des purpurnen Karpfens zu. „Ja… so wie immer.“ Der Mann nickte nur und griff zu einem der schmierig wirkenden Tonkrüge, füllte Wein hinein und öffnete dann eine Phiole, mir gelblich schimmernder Flüssigkeit, wovon er einige Tropfen in den Krug träufelte. Sie nickte ihm zu, nahm den Krug an sich und begab sich langsam, den Krug in beiden Händen haltend, zu einer der hinteren Nischen der herunter gekommenen Taverne. Sie lehnte sich in einer etwas schlecht beleuchteten Ecke an die Wand und ließ ihren Blick zu den Kurtisanen gleiten. So wie immer räkelten sie sich dort, mit einem Hauch von nichts bekleidet, wartend auf den nächsten Mann, der sich seinen Trieben hingeben wollte, seinen Geldbeutel dabei erleichternd. Karomas Anwesenheit störte sie nur wenig, wenn überhaupt. Karoma führte den Krug an ihre Lippen und nahm einen Schluck davon, während ihr Blick auch weiter durch dieses Loch glitt. Es war bestimmt nicht der Schlangenkopf, aber das hatte auch seine Vorteile, denn nur selten verlief sich eines der ihr bekannten Gesichter hierher. Wieder nahm sie einen Schluck von dem Wein, lehnte ihren Kopf zurück an die Wand und schloss langsam die Augen. Langsam setzte die Wirkung des gelben Lotus ein, ihre Gesichtszüge entspannten sich und wirkten nahezu lieblich. „Danke, Armasis.“, sprach sie leise zu sich. Der einsetzende Dämmerzustand führte ihre Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, als sie von ihrem Vater nach Khemi geschickt wurde.




„Fischen kannst du, dass stell ich nich in Frage, Karo, aber das Leben eines Fischers ist mehr als nur das Auswerfen und Einholen der Netze.“

„Ich weiß, Fisch verladen, Krokodile jagen, wenn sie die Netze zerrissen haben, Netze flicken das gehört auch dazu.“, nickte sie grinsend zu.

„Karo, du weißt was ich meine. Aber hör mir bitte mal einen Moment zu.“

Sie verzog leicht das Gesicht, blickte entschuldigend zu ihm und setzte sich zu ihrem Vater in den Sand am Strand von Bubshur. Es war eine klare Nacht, in der die Beiden dort saßen und darauf warteten die Netze wieder aus der Meeresenge zu holen.

„Der Fisch den wir fangen, muss ja irgendwie auch verkauft werden. Bisher hab ich dich da immer raus gehalten, na ja…“, er deute erst auf ihr Halsband und dann auf ihre Hände. „Du weißt schon was ich meine. Aber dich ewig hier zu halten, wird dir auch nicht helfen das ganze irgendwie, na ja, eben in den Griff zu bekommen.“

Siptah betrachtete seine Tochter mit ruhigem Blick, während sie zu seinen Worten ab und an nickte. Man merkte ihm deutlich an, dass ihm das was in ihr lag nicht behagte, am liebsten hätte er sie wohl für immer an Bubshur gebunden.

„Karo, versprich mir bitte nur eines.“

„Alles was du willst, Vater.“ Sie sah aufmerksam zu ihm.

„Khemi is nich Bubshur, achte auf das was du sagst und tust, falle nich in Ungnade bei der Setpriesterschaft. Und vor allem…“ Er musterte sie genau und mit väterlich strengem Blick. „Halt deine Flammen im Zaum, sonst wirst du Sets Gerichtbarkeit schneller zugeführt, als du blinzeln kannst.“

„Eh… das sind nu aber mehr Versprechen die du mir abnehm’ willst.“, grinste sie ihm frech wie eh und je entgegen.

„Karoma!“, fuhr er sie an.

Sie zuckte leicht zusammen und verzog das Gesicht, wusste sie doch, dass es Zeit war mal den Mund zu halten, wenn er sie bei vollem Namen rief.

„Schuldigung.“, entgegnete sie nur noch kleinlaut.

„Also mach mir keine Schande, ich hab Odion und Atun schon gesagt das du kommen wirst.“ Sie nickte ihm zu und die Beiden machten sich daran den Kahn vorzubereiten, um die Netze einzuholen.

Im Morgengrauen, nach dem verladen des Fisches auf das Schiff nach Khemi verabschiedete sie sich von ihrem Vater und machte sich, ihrem Vater noch einmal versprechend, ihm keine Schande zu bereiten, auf den Weg. „Man sieht sich, Vater…“


Den Hafen von Khemi erreicht, half sie den anderen Fischern die Fracht vom Schiff zu schleppen, nur flüchtig konnte sie das Treiben hier im Hafen beobachten. Hier und dort hörte man jemanden schreien, dass man bloß auf die Ladung aufpassen solle und ihr war schnell klar, dass das hier wirklich nicht Bubshur war.

Ab und an wurde sie von einem der Hafenarbeiter angerempelt, die mit zügigem Schritt und Kisten beladen, versuchten an ihr vorbeizukommen, da sie mitten im Weg stand.

Eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter. „Heda, Kleines.“

„Eh, nimm deine Flossen weg und deine Kleine bin ich schonma garnich.“, fuhr sie den Fremden an, während sie sich umdrehte.

„Ah.. du bist bestimmt Karo. Genauso wie Siptah dich beschrieben hat. Klein, hitzig, fauchend, kann gut zupacken. Ich bin Odin.“, nickte er ihr grüßend zu und musterte die kleine Stygierin grinsend.

„Karoma!“, zischte sie ihn nur an und versuchte sich irgendwie unter Kontrolle zu halten.

„Schon gut, schon gut… KaroMA.“, hob er die Hände abwehrend, sein Grinsen nur schwer verbergen könnend. „Komm, ich zeig dir wo du die Ladung für mich abliefern kannst und dann bringe ich dich zum Alten Atun, oben am Basar.“

Sie folgte ihm anstandslos und ließ sich alle Wege erklären, den ein oder anderen guten Rat von Odion wohl merkend.

Später brachte er sie dann zum Schlangenkopf, einer Taverne in der Nähe des Basars.

„Hier kannst dich nach getaner Arbeit ausruh’n. Und auch wenn Siptah er die wohl schon gesagt haben wird, auch von mir der gute Rat. Wähle deine Worte mit Bedacht und pass auf dich auf, Karoma. Wir sehen uns dann, wenne mit die nächsten Fische bringst.“

„Aye, man sieht sich und eh…“, rief sie Odion noch nach. „Dank dir.“

Sie zuckte leicht mit den Schultern, als von ihm keine Antwort mehr zu vernehmen war und drehte sich zur Tür der Taverne, dich sich gerade öffnete, da ein Gast eben jene verließ. Den Blick verwundert durch diesen Vorraum gleiten lassend und kurz zur Decke hinaufblinzelnd, ging sie langsam auf den Tresen zu.

Nachdem sie sich bei der Kellnerin, die dich höflich mit Namen Amsi vorgestellt hatte, einen Kelch Wein bestellte und jenen auch wenig später erhielt, ging sie die kleine Treppe hinauf in die eigentliche Taverne. Sie stockte unweigerlich und sah sich mit etwas größeren Augen um. „DAS ist hier das Tavernenzelt?“, sprach sie leise zu sich, während sie ihren Blick weiter durch die Taverne schweifen ließ. Die Gäste saßen zumeist in einem Meer aus Kissen in den Nischen an den Seiten oder in gemütlicher Runde um einen der kleinen Tische, die in der Mitte der Taverne standen. In der ganzen Taverne boten Kurtisanen und Tänzerinnen ihre Dienste an, die gierenden Blicke der Herrschaften, die vor ihnen auf den Teppichen saßen, waren nicht zu verkennen.

Von oben drangen Stimmen an ihr Ohr und unweigerlich folgte ihr Blick jenen neugierig. Über sich erblickte sie eine Art Empore und durch die Spalten zwischen den Holzbalken, war zu erkennen, dass auch dort oben Gäste verweilten. Den ersten Schluck aus ihrem Kelch nehmend ließ sie ihren Blick weiter durch die Taverne schweifen, den Weg der zur Empore führte suchend. Den Kelch in beiden Händen haltend ging sie langsam die Treppe hinauf und schaute sich auch dort oben um. Nachdem sie zu den einzelnen Zimmertüren geblickt hatte, entdeckte sie einen freien Teppich und ließ sich dort nieder. Kurz sah sie zu dem nebenliegenden Teppich auf dem ein stygischer Mann in Begleitung einer Dame verweilte, wandte jedoch den Blick schnell wieder ab, um nicht unhöflich zu erscheinen. Ab und an drangen Wortfetzen an ihr Ohr, mehr von dem Mann, denn die Frau an seiner Seite sprach unnatürlich leise. Sie entsann sich der Worte ihres Vaters und versank darüber im Gedanken.

Eine Weile später stand der Stygier neben ihr und sie erwachte aus ihren Gedanken.

„Darf ich Euch zu uns auf den Teppich einladen?“, fragte er sie freundlich lächelnd.

Karoma schüttelte leicht den Kopf ohne den Blick zu heben.

„Danke, mein Herr. Aber ich muss gleich wieder weiter.“, entgegnete sie nach einer Weile mit ruhiger Stimme.

Sie leerte ihren Kelch in wenigen Zügen, erhob sich dann und sah noch einmal aus dem Augenwinkel zu dem Mann, der sie nicht aus den Augen zu lassen schien.





Sie öffnete einen Moment lang die Augen, noch immer lag dieser lieblich wirkende Ausdruck auf ihren Gesichtszügen und sie ließ sich langsam an der Wand, hinunter auf den Boden sinken. Den Kopf in den Nacken legend, setzte sie noch einmal den Krug an ihre Lippen und trank einen weiteren Schluck von dem Wein. Kurz legte sie ihre Fingerspitzen an ihre Stirn und strich sich darüber, sie schloss erneut die Augen, ein leises wohliges Seufzen von sich gebend und gab sich wieder ihrer Gedankenwelt hin, für die sie nur selten die Ruhe fand.




„Meine Einladung steht noch immer...“, lächelte ihr der Stygier zu, als sie einige Tage später erneut im Schlangenkopf war, um sich nach getaner Arbeit etwas auszuruhen und vielleicht aus dem ein oder anderen Gespräch etwas mehr über diese Stadt erfahren zu können oder gar jemanden kennen zulernen. Mit gehobener Braue nickte sie ihm zu und folgte seiner Einladung sich zu ihm und seiner Begleitung auf den Teppich zu gesellen. Sie stellten sich vor und nach einer Weile des zurückhaltens, schien Karoma sich in das Gespräch einzufinden. Armasis, der stygische Mann, der die Einladung ausgesprochen hatte, schien daran interessiert mit ihr einen Handel über diverse Fischlieferungen einzugehen.


„Bis wohin würdet Ihr den Fisch denn liefern?“

„Wir halten uns zumeist hier in Stygien mit den Lieferungen auf. Der Fisch soll ja einigermaßen frisch bleiben.“

„Was ist mit Lieferungen über die Grenzen Tarantias hinaus?“

„Das müsstet Ihr dann mit meinem Vater besprechen.“

„Aber welchen Mehrpreis das ausmachen würde, könnt Ihr mir doch gewiss sagen?“

„Auch dafür müsstet Ihr Euch an meinen Vater wenden.“
„Ich dachte Ihr seid Fischhändlerin.“

„Fischerin ja, aber mein Vater hat mich nach Khemi geschickt um das Handeln auch zu lernen.“

„Er hat Euch hergeschickt? Er ist also nicht mit hergekommen?“

„Nein, er ist daheim in Bubshur und sorgt für den Fischfang.“

„Verstehe... und nun genießt Ihr hier Eure freie Zeit unter Freunden.“

„Naja, ich lerne hoffentlich welche kennen, ja...“

Armasis beobachtete sie aufmerksam, schien jede noch so kleine Regung von ihr wahrzunehmen. Karoma hielt ihren Blick stets auf ihren Kelch oder den Boden gerichtet, selbst als seine Begleiterin Shirina, die sich im Laufe des Gespräches als seine Sklavin herausstellte, began zu Tanzen.

Am Ende dieses Abends verblieben Armasis und Karoma so, dass sie sich in kürze zu einem weiteren Gespräch hier in Khemi treffen würden, um über alles weitere bezüglich der Fischlieferung in seine Stadt zu sprechen.




„Ich hätte damals aufmerksamer sein müssen...“, sprach Karoma leise zu sich, während sie sich mit beiden Händen durchs Gesicht fuhr. Sie hielt ihre bandagierten Handgelenke vor ihr Gesicht, betrachtete sie eine Weile im schummrigen Licht und nahm dann noch einmal den Kelch zur Hand, um einen Schluck davon zu nehmen. Sie lehnte ihren Kopf wieder gegen den Wand und ließ den Wein langsam, genießerisch ihre Kehle hinunter fließen.

 



„Dann sind wir also im Geschäft?“

Karoma nickte Armasis zu. „Gut, dann fahren wir in den nächsten Tagen gemeinsam nach Bubshur, damit Ihr alles weitere mit meinem Vater besprechen könnt.“

„Dann auf die zukünftigen Geschäfte..“ Armasis hob seinen Kelch, prostete ihr zu und ließ seinen Blick abermals über die junge Stygierin schweifen.

Als Karoma ihren Kelch geleert hatte, erhob Armasis sich anstandslos und machte sich auf den Weg um einen neuen Kelch zu holen.

„Ne, lasst mal, ich wollt gleich eh wieder aufbrechen.“

„Nur einen letzten Kelch.. solch ein Geschäft sollte gebührend gefeiert werden. Was darf ich Euch also bringen?“

„Nun gut... aber das sol dann der letzte sein, ehe mir der Wein zu Kopfe steig. Einen leichten Roten bitte.“, nickte Karoma ihm zu.

Schon wenig später hielt sie einen neuen Kelch in Händen und die beiden tranken erneut auf das Geschäft. Seine Sklavin saß wie bisher jedesmal still neben ihm, wenn sie überhaupt etwas sagte, dann so leise, dass man genau hinhören musste, um sie zu verstehen.

Mit jedem Schluck Wein wurde Karoma ein stückweit müder, sie ließ sich langsam auf eines der Kissen in der Nische zurück sinken und gab sich Mühe nicht von der Müdigkeit übermannt zu werden. Nach einer Weile wurde ihr der Kelch in der Hand zu schwer und sie stellte ihn neben sich auf den Boden, der Arm auf den sie sich stütze drohte, ihr Gewicht nicht mehr tragen zu können. Sie blickte mit gerunzelter Stirn von Armasis zu Shirina, die Gesichter der Beiden verschwommen und Karoma fiel gänzlich in das Kissen und zugleich in einen tiefen Schlaf.

Armasis betrachtete die schlafende Stygierin mit einem Lächeln auf den Lippen und nach einer gewissen Zeit erhob er sich.

„Wir können aufbrechen.“, sprach er ruhig zu seiner Sklavin.

„Ja, Herr...“, erwiderte sie leise mit einem leichten Nicken.

Mit einem behänden Griff legte er sich Karoma über die Schulter und trug sie Richtung Hafen. Während der ganzen Reise lag Karoma in einem nahezu friedlichen Schlaf, rührte sich nicht einmal annähernd, was wohl auf den Gelben Lotus zurück zuführen war, den Armasis ihr in den Wein gemischt hatte.

In der Stadt seiner Familie angekommen, lehnte er sie an eine Wand und legte sie in Ketten. Armasis nahm ihr das Kopftuch ab und setzte sich dann ihr gegenüber an eine Säule, er betrachtete sie genau. Nicht mit einem Blick, mit dem man sein gegenüber normalerweise betrachtet, viel mehr als würde er einen Stein vor sich haben, einen Stein, bereit zu einem Juwel geschliffen zu werden, als würde er in diesem Moment beginnen ein Kunstwerk zu erschaffen.

Sie blinzelte mit müden Augen Richtung Boden, versuchend, ihre Gedanken zu ordnen. Als sie ihre Hände an ihren Kopf nehmen wollte, um sich durch das Gesicht zu wischen, stieß sie auf klirrenden Widerstand und ihr Blick wanderte unweigerlich zu ihren Händen, dabei nicht aufgebend, den Widerstand durch kräftige Armhiebe zu überwinden. Mit den Armen in den Ketten hängend, kniete sie dort auf dem Boden, einige Haarsträhnen fielen ihr wild ins Gesicht und nur langsam schien sie zu verstehen, in welch einer Situation sie sich hier befand.

„Lass es, Fischermädchen, dass hat keinen Sinn.“, entgegnete Armasis ihr ruhig lächelnd, sie dabei beobachtend, wie sie versuchte ihre Arme aus den Ketten zu lösen.

Zuvor vom Klirren der Ketten zu sehr irritiert bemerkte sie den Stygier erst jetzt und blickte mit zornigem Blick an.

„Was soll das?“, zischte sie ihn an, vom Klirren der Ketten begleitet.

„Lass es, du wirst dir eher die Hände abreißen, denn die Ketten sind genau dafür gemacht.“

„Mach mich los du dreckiger Köter..“ Ihre Stimme bebte vor Zorn.

„Noch nicht, Fischermädchen, noch nicht. Erst wenn du dich etwas beruhigt hast und einsiehst, dass das hier deine Bestimmung ist.“, entgegnete er ihr noch immer mit ruhiger Stimme, sich gewiss Herr über sie zu werden.

Unaufhörlich zerrte sie an den Ketten, den Schmerz, der sich in die Handgelenke schneidenden Schellen, gänzlich übergehend, ihren wütenden Blick nicht von ihm wendend.

„Ein paar Tage kopfüber hängend in Ketten, werden dein Gemüt schon beruhigen.“

„Du wirst mich nich zu deiner Sklavin machen.“, fuhr sie ihn scharf an, in ihren Augen leuchteten kleine Feuer auf und sie spuckte ihm vor die Füsse.

„Stimmt, vielleicht wird sich einer der anderen sich deiner annehmen wenn du hier wieder raus bist.“

„Bei den Feuern Arallus, lieber sterbe ich, als mich euch zu beugen. Und jetzt, mach mich endlich los.“, schrie sie ihn an.

Karoma zog sich an den Ketten hoch, stellte sich, ihn mit tiefstem Zorn anblickend und mit etwas wackeligen Beinen, vor ihm auf, öffnete ihre Hände, mit den Handflächen nach oben zeigend, langsam bildeten sich kleine Flammen in diesen und schienen mit jedem ihrer Atemzüge größer zu werden.

„Oho... schau an. Immer mit der Ruhe, Fischermädchen, du verbrennst dich noch. Für dich werden wir wohl andere Ketten heranschaffen müssen.“

Es schien als würde er die Flammen Arallus verhöhnen, mit seinem ewig währenden Lächeln und seiner ruhigen Stimme. Der Zorn in ihr ließ die Flammen entfachen und sie breiteten sich auf ihre Arme aus, umschlungen die Schellen und die Kette an ihren Armen, brachten sie zum glühen.

„Ehe du mich zur Sklavin machst, werde ich in den Feuern Arallus vergehen.“ Mit flammendem Blick starrte sie ihn an.

Langsam erhob er sich und musterte sie eingehend.

„Du verstehst dich auf die Flammen?“

„Und selbst wenn... dich brauch das nich zu interessieren, denn du wirst lediglich in ihnen brennen.“, zischte sie ihn an.

„Er hat dich berührt.“, sprach er ruhig, aber anders als zuvor. Seine Stimme, sein Blick, alles an ihm strahlte nun Neugier und Interesse aus.

Nach einer Weile des Gespräches erreichte beide die Einsicht, ihn jene, dass er sie niemals würde beugen können, sie jene, dass er sie nicht länger versklaven wollte. Die Flammen zogen sich langsam zurück und die Ketten kühlten ab. Er löste sie aus ihren Fesseln und die beiden unterhielten sich über das was sie verband.

„Es ist selten genug einen seiner Diener zu begegnen und ich weiß, dass es unmöglich ist, ihren Willen zu brechen und sie zu beugen.“




Sie öffnete ihre Augen wieder und löste langsam die Bandagen an ihren Armen, strich sich mit den Fingerspitzen über die vernarbte Haut. Sie senkte ihren Blick zu ihrem Kelch, der noch etwa zu einem Drittel mit dem Wein-Lotus-Gemisch gefüllt war, griff zu ihrer Tasche und füllte aus einer Phiole noch einige Tropfen der Gelben Flüssigkeit in den Kelch.

Armasis' Worte gingen ihr durch den Kopf: „Der gelbe Lotus wird dir helfen, dich zumindest für einen Moment mit ihm in Ruhe zu einen, bis deine Sinne sich gänzlich auf ihn eingelassen haben und du es kontrollieren kannst.“ Sie nickte sich selbst zu, schwenkte den Kelch und trank dann den Rest des Kelches in einem Zuge leer.

Tief durch atmend ließ sie sich wieder zurückfallen, schloss die Augen und gab sich der in ihren Körper einkehrenden Ruhe hin, fiel in einen tiefen Schlaf.

 

Veröffentlicht in Karoma [RP]

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post